Wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt bekanntlich dumm.
Kinder fragen dieses und jenes und ihr Wissensdurst scheint unstillbar. Das liegt in der Natur von Kindern, den meisten Erwachsenen dagegen wurde es erfolgreich abgewöhnt. Das Resultat: Fragen scheinen ab einem gewissen Alter bzw. in manchen Berufsfeldern verpönt zu sein. Sie zeigen angeblich, dass man eine gewisse Unwissenheit hat, was oft als Schwäche ausgelegt wird.
Allerdings ist das Problem an sich, dass keine Fragen gestellt werden oder man einfach nicht weiß, wie man die richtigen Fragen zu stellen hat, um zum Kern vieler Problem vordringen zu können.Es empfiehlt sich aber jedem, "der sich nicht scheut, auch mal den Dummen zu geben, im Wissen, dadurch schlauer zu werden."
Das Fragen ist eine Grundfertigkeit des Menschen, um mit anderen in Beziehung zu treten. In einer Welt, die sich immer schneller verändert, gewinnen Fragen an Wert – trotzdem werden sie gerade im Berufsalltag viel zu wenig eingesetzt. Im Internet sind Antworten auf fast alle Fragen abrufbar, doch man findet sie nur, wenn man die Fragen richtig stellt.
Gute Fragen haben einen praktischen Bezug und einen positiven Grundton.
Warum-Fragen helfen, zum Kern des Problems vorzudringen.
Was-wäre-wenn-Fragen lassen Ideen für kreative Lösungsansätze sprudeln.
Wie-Fragen sorgen für die praktische Umsetzung.
Fehlschläge dürfen nicht als Versagen interpretiert werden, sondern sollten weiterführende Fragen provozieren: Was war falsch? Was war richtig?
Die Bedeutung des Fragens
Vierjährige Kinder stellen im Schnitt fast 400 Fragen pro Tag und treiben ihre Eltern damit nicht selten fast in den Wahnsinn. Erwachsene dagegen fragen kaum noch. Dabei gehört Fragen zu den grundlegendsten Aktivitäten des Menschen, wie Atmen oder Essen. Es ist eine Methode, mit der wir unsere Welt erfassen und strukturieren. Wer fragt, hat erkannt, dass er etwas nicht weiß, und versucht, diese Lücke zu schließen. Eine gute Frage erkennt man daran, dass sie zwar ambitioniert, aber beantwortbar ist, das heißt einen praktischen Bezug hat. Also nicht: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, sondern eher: „Was passiert, wenn ich für meine Arbeit einen völlig neuen Ansatz entwickle?“ Wichtig ist auch ein positiver Ton. „Was sollen wir bloß tun?“ ist darum weniger zielführend als „Wie können wir das Beste aus der Situation machen?“.
"Man kann sagen, dass Fragen wie Atmen ist."
Doch Fragen ist nicht ohne Risiko. In der Schule, an der Universität oder im Job wird es leicht als Zeichen von Ahnungslosigkeit interpretiert. Dabei werden die besten Fragen gerade von Leuten gestellt, die Laien auf einem bestimmten Gebiet sind.
„Eine bahnbrechende Frage kann von jedermann kommen, auch von einem naiven Kind.“
Gute Fragen sind subversiv. Sie stellen bestehende Gewissheiten, Strukturen und Positionen im wahrsten Wortsinn „in Frage“, reißen uns aus unserem täglichen Trott und zwingen uns, etwas zu verändern. Veränderungen aber scheuen wir alle. Es ist einfach bequemer, etwas so zu machen, wie es schon immer gemacht worden ist. Bislang war meistens derjenige am erfolgreichsten, der wusste, wie die Dinge laufen. Doch in einer Welt, die sich immer radikaler verändert, verliert Wissen an Bedeutung. Was heute richtig ist, kann schon morgen falsch sein. In dieser unübersichtlichen Situation gewinnen Fragen an Wert, denn sie sind unser Werkzeug, uns eine neue, unbekannte Welt zu erschließen. Außerdem wächst das Wissen der Menschheit exponentiell, niemand kann alles wissen. Im Zeitalter des Internets sind Fakten und Informationen jederzeit und überall leicht verfügbar.
Das Netz kennt die Antwort, doch man findet sie nur, wenn man die richtigen Fragen stellt…
… und beim Formulieren der richtigen Frage entstehen schon manchesmal die ersten Ansätze von Antworten bzw. Lösungsmöglichkeiten… ;-)
(vgl. Quelle: "Die Kunst des klugen Fragens", Warren Berger, Berlin Verlag, 2014)
Mehr dazu folgt demnächst...
Herzlichst Eure